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HalleSpektrum.de – Badehaus im Wittekindbad erstrahlt in altem Glanz: neue Nutzung als Therapiezentrum

Kategorie: Presse

(Quelle: HalleSpektrum.de, 27.10.2017)

Badehaus im Wittekindbad erstrahlt in altem Glanz: neue Nutzung als Therapiezentrum.

27. Oktober 2017

Das lange Zeit totgesagte Baudenkmal Wittekindbad ist nach einer immerhin 5-jährigen Bauzeit wiederhergestellt, saniert  und restauriert. Bauunternehmer Temba Schuh konnte sein Werk heute stolz der Öffentlichkeit vorstellen. Mit dem Abschluss der Sanierung des markanten Badehauses ging nun die letzte Bauetappe an dem Denkmalkomplex zu Ende.

Das Wittekindbad war eine Kuranlage, die ihre historische Bedeutung ihren angeblich heilkräftigen Solequellen verdankt, die am Fuße des Giebichensteins, unter dem Zoofelsen, hervortreten. Die einst prächtige Anlage war im 19. Jahrhundert Stolz der Stadt Halle. Die große Zeit des Bades lag zwischen 1850 bis 1880. Hierher stammt das repräsentative Gesellschaftshaus, damals im Stil des romantischen Klassizismus in den 1850ern errichtet, oder das gründerzeitliche Haus Margarete aus dem späten 19. Jhdt.  Selbst Friedrich Nietzsche kurte in den luxuriös ausgebauten Anlagen.  Eine weitere bauliche Blüte war die im Stile des ausgehenden Jugendstils und Expressionismus errichteten Badehausanlage dar, die unter Federführung des berühmten Stadtbaumeisters Jost zwischen 1923 und 1925 entstanden war. Für die bauplastische Ausstattung im Innneren und Äußeren sorgten  bekannte Professoren und Absolventen der Burg Giebichenstein, so unter anderem Gustav Weidanz (1889-1970).

Badehaus Wittekind von Stadtarchitekt Jost 1923

1977 wurde das einst prächtige Bad geschlossen. In der Folgezeit standen die ungenutzten Gebäudeteile leer und verfielen zusehens. Es gab mehrere Versuche und Initiativen, das Bad wieder zu sanieren und zu nutzen, doch sie schlugen aus den verschiedensten Gründen fehl. Lange Zeit blieb die Zukunft des denkmalgeschützten Ensembles ungewiss. 2012 erwarb die Firma Prof Schuh GmbH das verfallene Gelände. Nachdem das Gesellschaftshaus und die Villa Margarete bereits als Wohnhäuser hergerichtet und bezogen sind,und der Laubengang als Kindertagesstädte umgewidmet werden konnte, bereitete das Badehaus dem Unternehmer Temba Schuh anfangs erhebliche konzeptionelle Probleme. Der Grund war zum einen die eigenwillige Architektur des Badehauses, das neben einem zentralen Kuppelbau lange, bogenartig ausschwingende Seitenflügel enthielt, in denen an einem langen Mittelflur viele kleine, enge Zellen für Wannenbäder lagen. Die schlauchartige Architektur schien für eine Wohnnutzung ungünstig. Zudem träumte Schuh davon, das zentrale Bad wieder einer halbwegs vergleichbaren Nutzung zuzuführen. Im Ergebnis ist das Gebäude nun ein Therapiezentrum, das von zwei Praxen genutzt wird. Constanze Rikirsch-Schöning betreibt hier als Physiotherapeutin und Heilpraktikerin eine Praxis zur Behandlung von Kindern mit und ohne Behinderung. Die Praxis von Ute Hoffmann „Interdisziplinäre Frühförderstelle und systemische Familienberatung “ hat ein vergleichbares Angebot für Kinder, Schulkinder und  Familien. „Für die Vollständigkeit des bereits jetzt umfangreichen Angebotes des Interdisziplinären Therapiezentrums suchen die beiden Kooperationspartner noch einen weiteren Partner, z.B. eine(en) Kinderärztin/-arzt, für die z.Z. vom Investor noch eine freie Fläche von ca. 200 qm zur Verfügung steht“, sagte Schuh, und rief in die Menge: „ist hier jemand Arzt?“. Wie Temba Schuh heute auf der Eröffnung berichtete, hatte er anfangs auch Träume, die sich nicht umsetzen ließen. Im Zentrum stand lange sogar die Idee, den Solebrunnen wieder nutzbar zu machen, und das Wasser sogar als „Heilwasser“zu verkaufen. Ein Plan, den er nach den ersten Analysen des brackigen Wassers wieder fallen lassen musste.

Eine der ursprünglichen Badezellen des Jost-Baus von 1923. Hier konnte noch der bauzeitliche Stucco lustro (eine Marmorimitation) erhalten werden.

Die Stuckdecke im Kuppelsaal im Expressionistischen Zackenstil

An einen Brunnen erinnert auch das Loch im Boden des Kuppelsaals. Es markiert die Stelle, an der man zu DDR-Zeiten einen Trink- und Zierbrunnen errichtet hatte. Durch das Glas blickt man jetzt hinunter ins Tiefgeschoss, über das auch der Zugang der Anlage für die Öffentlichkeit erfolgt. Der eigentliche Brunnen lag aber einst in dem Freiluftrondell vor dem hofseitigen Eingang.

Das sanierte Bad in Zahlen und Fakten:

– Auf dem Gelände des historischen Solbad Wittekind (Grundfläche ca. 15000 m2) entstanden durch denkmalgerechte Sanierung der ehemaligen ruinösen Gebäude und Neubau insgesamt ca. 5000 m2 Wohn- und Nutzfläche mit einem Investvolumen von ca. 12 Mio. €.
– Mit 3500 m2 Wfl. entstanden 25 Wohnungen, die Kita der Ev. Kirchengemeinde Bartholomäus hat eine Nutzfläche von 730 m2 und das zukünftige Gesundheitszentrum/Interdisziplinäres Therapiezentrum mit einer Fläche von ca. 720 m2

Zeitplan:
Die Prof. Schuh Securities GmbH als Projektträger schloss den Kaufvertrag mit der Stadt Halle (Saale) im Juni 2012, mit der Verpflichtung bis zum 31.12.2018 die denkmalgeschützten Gebäude fertiggestellt zu haben, ab.
Mit Baubeginn 2013 wurden als erstes der Neubau “Villa Kurallee“ im Juni 2014 fertiggestellt. Es folgten die „Villa Margarethe“ – Fertigstellung Dezember 2014, das „Gesellschaftshaus“ im Sommer 2015 und die „Kolonnaden“ (Kita) sowie das „Verwaltergebäude“ im November 2015.
Das Badehaus folgte mit Baubeginn im Frühjahr 2016, Rohbaufertigstellung September 2016 und nun mit der Fertigstellung.